In Wind und Wellen
So, Bratschi ist wieder da! Nach einer wunderschönen Woche, unterwegs mit Kruse auf den Gewässern in Berlin und Brandenburg. Hier ein paar Ferien-Impressionen:
Am Samstag vor Pfingsten haben Kruse und Bratschi ihr Hausboot abgeholt. Ein total gemütliches Ding, neuneinhalb Meter lang, drei Meter breit, mit einer Schlafkoje, einem kleinen Bad, einer Küchenzeile und einer Sitzecke. Geschwindigkeit begrenzt auf 10 km/h (was beim Manövrieren nicht unbedingt ein Vorteil war, wie sich herausstellen sollte). Damit sind Kruse und Bratschi von Ketzin (nordwestlich von Potsdam) aus die Havel hochgefahren bis nach Fürstenberg (an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern). Im Nachhinein muss Bratschi sagen, dass es etwas grössenwahnsinnig war, gleich diese anspruchsvolle Tour zu unternehmen. Kruse und Bratschi haben zwar beide den Schiffsführerausweis, hatten aber vor diesen Ferien überhaupt keine Fahrpraxis. Entsprechend ungeschickt sind sie am Anfang mit dem Boot umgegangen. Bei Bratschi hat sich das bis zum Schluss nicht wirklich geändert, Kruse hingegen ist an den letzten Tagen recht souverän herumgekurvt. Aber zum Glück ist trotz der Unerfahrenheit der Crew alles gut gegangen!
Ganz und gar nicht gemütlich war allerdings der Pfingstsonntag. Da fuhren Kruse und Bratschi nämlich – an einem absoluten Traumtag – durch Potsdam durch. Eine ausgesprochen dämliche Idee: So viele Boote auf einem Haufen hat Bratschi noch nie gesehen. Sie hätte sich hier nicht getraut zu fahren, das hat zum Glück Kruse übernommen. Er steuerte das Boot durch die zum Teil sehr schmalen Kanäle und unter engen Brücken hindurch, zwei Meter weiter vorn das vorausfahrende Boot, zwei Meter weiter hinten das folgende Boot, von rechts eine Fähre, von links ein riesiges Ausflugsschiff, dazu diverse Paddler, die zwischen den Motorbooten durchflitzten… Bratschi stand neben Kruse, schwitzte Blut und Wasser und war froh, als Potsdam endlich durchquert war.
Abends hatten Kruse und Bratschi dann die glorreiche Idee, im Wannsee vor Anker zu gehen, statt einen Hafen anzulaufen. Als nachts ein Gewitter mit ziemlich starkem Wind kam, wurde das Boot abgetrieben, und Kruse/Bratschi mussten notfallmässig den Motor anwerfen und einen Anlegeplatz suchen. Zum Glück schien der Mond ziemlich hell, sodass die beiden es tatsächlich schafften, an einem Steg anzulegen, ohne einen Felsen oder ein anderes Hindernis zu rammen. Einziger Verlust: eine Taschenlampe, die ins Wasser fiel und jetzt auf dem Grund des Wannsees vor sich hinleuchtet. Die Aktion hätte aber ziemlich ins Auge gehen können, und so beschlossen Kruse und Bratschi, zukünftig nicht mehr zu ankern, sondern immer einen sicheren Hafenplatz zu suchen.
Noch ein zweites Mal hätte der Wind Kruse und Bratschi beinahe übel mitgespielt. Es waren orkanartige Gewitter angekündigt, die früher als erwartet losbrachen. Kruse/Bratschi schafften es in letzter Sekunde, das Boot an einem Steg festzumachen. Ein anderes Boot ungefähr 20 m weiter hatte weniger Glück und wurde buchstäblich vom Winde verweht.
Abgesehen von diesen zwei, drei unheimlichen Momenten war es aber eine wunderbar entspannende Reise. Je weiter Kruse und Braschi nach Norden kamen, desto einsamer und wilder wurde die Landschaft. Auf dem grössten Teil der Strecke, nämlich in allen Kanälen und auf der oberen Havel, ist die Fahrgeschwindigkeit auf 9 Stundenkilometer beschränkt. Das hat zur Folge, dass man wunderbar entschleunigt reist und die Landschaft so richtig geniessen kann. Bratschi hat die Woche jedenfalls sehr genossen. Kruse auch. Er fragt jetzt dauernd, für wann die nächste Tour geplant ist.