Galeeren und Schmetterlinge
Die letzten beiden Tage kamen bei Bratschi nostalgische Gefühle auf. Sie sass nämlich vorübergehend wieder in dem Büro, das sie während der ersten drei Monate ihres Berlin-Aufenthalts belegt hatte. Das kam daher, dass zurzeit alle Doppelbüros auch tatsächlich doppelt belegt sind, weil gerade niemand in den Ferien oder sonst abwesend ist. Wenn dann zwei Personen aus zwei verschiedenen Büros eine Besprechung abhalten wollen, muss man sich so auf die Büros verteilen, dass möglichst niemand durch die Besprechung gestört wird. So kam es, dass Bratschi für ein paar Stunden wieder in ihr altes Büro zu G. zog.
Das neue Büro, in dem Bratschi seit Anfang Juli arbeitet und das sie mit S. teilt, ist aber auch ganz nett. Es ist ein richtiges Ausnahmebüro: Man kann dort sogar das Fenster öffnen! Ausserdem steht neben Bratschis Schreibtisch eine Kaffeemaschine. Das ist ganz praktisch, denn so kann sich Bratschi im Fall von akutem Koffeinmangel rasch versorgen. Ausserdem kommt so im Lauf des Tages immer mal wieder jemand vorbei, um sich einen Kaffee zu holen, was die ideale Gelegenheit für ein kleines Schwätzchen ist.
Noch mehr Nostalgie (oder war es gar Heimweh?) kam gestern Abend beim Rudern auf: Da war nämlich das erste Mal eine junge Frau dabei, die in der Schweiz rudern gelernt hatte, und sie übernahm auch gleich das Steuer. So ertönten dann plötzlich Befehle, die Bratschis Ohr wohlvertraut waren. Anstelle des deutschen „Ruder halt“ etwa erklang ein schweizerisches „schwebt“ – und die schwere Galeere verwandelte sich in einen leichten Schmetterling. (Will da noch jemand behaupten, die Wörter unserer Sprache prägten nicht unsere Sicht auf die Welt?)
Gestern ist übrigens Bratschis Notebook zurückgekommen. Sie hat allerdings noch nicht ausprobiert, ob es jetzt wieder funktioniert – die Festplatte ist ja noch ausgebaut. Den Einbau überlässt Bratschi lieber Kruse. Der sollte morgen in Berlin eintreffen. Er kommt zum Glück nicht mit dem Auto, sondern mit dem Flieger..