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Panzerknacker
Heute Morgen haben Kruse und Bratschi in luftiger Höhe gefrühstückt: in der Cafeteria des Bürgeramts Kreuzberg-Friedrichshain, im 10. Stock des Gebäudes gelegen, mit einem wunderbaren Ausblick über Berlin (und auf G.s Wohnung, die ganz in der Nähe liegt). Die anderen Gäste waren hauptsächlich ältere Herrschaften aus der Umgebung und Arbeiter, die ihre 9-Uhr-Pause dort verbrachten und grosse Portionen Spiegelei und Rührei bestellten.
Danach ging’s weiter in die polizeihistorische Sammlung im Berliner Polizeipräsidium. Dort sind Ausstellungsstücke aus 8 Jahrhunderten Berliner Polizeigeschichte zu besichtigen. Die Ausstellung kommt etwas verstaubt daher, ist aber trotzdem sehr interessant. Ein ehemaliger Kommissar führte Kruse und Bratschi kurz in die Sammlung ein und erzählte ausserdem noch aus seiner persönlichen Polizeilaufbahn, die ein beeindruckendes halbes Jahrhundert umfasste. Zudem durften Kruse und Bratschi in einen alten Polizei-Einsatzwagen steigen. Der dort abgespielte Film vermittelte eindrücklich, wie eine (gewalttätige) Demonstration aus Polizeiperspektive aussieht.
Es folgte ein Mittagessen in der Bergmannstrasse, in der Bratschi vor Wochen ihre erste echte Berliner Currywurst gegessen hatte. Dann besuchten Kruse und Bratschi noch das Mauermuseum am Checkpoint Charly. Das hat Bratschi dann weniger gut gefallen. Es gab dort zwar interessante Exponate zur Mauer und zu Mauerfluchten, aber auch ein ganzes Sammelsurium an anderen Dingen zu Themen, die mit der Mauer nur im weitesten Sinn etwas zu tun haben. Ausserdem war das Museum so voll, dass man sich gegenseitig fast auf den Füssen herumtrampelte, was Bratschi nicht so mag.
Morgen muss Bratschi wieder arbeiten. Aber am Abend bleibt Zeit dafür, mit Kruse etwas zu unternehmen. Was genau, das ist noch nicht entschieden.
Geister-Riesenrad
Seit Freitag ist Kruse in Berlin. Endlich! Die Zeit des Getrenntseins war dieses Mal etwas gar lang. Aber jetzt bleibt Kruse 9 Tage, und Bratschi muss nächste Woche nur Dienstag bis Donnerstag arbeiten, das sind doch wunderbare Perspektiven!
Gestern sind Bratschi und Kruse mit dem Velo auf dem Tempelhofer Feld herumgekurvt. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man über eine ehemalige Flugzeug-Landebahn brettern kann. Das Feld ist eine riesige Brachfläche mitten in Berlin und bietet Raum für ganz verschiedene Nutzungen: Die Leute fahren Fahrrad oder Rollschuh, lassen Drachen steigen, setzen sich für ein Picknick ins Gras, beackern kleine Gärtchen etc. Ausserdem gibt es geschützte Bereiche, in denen Vögel und andere Tierarten einen Rückzugsraum gefunden haben. Bratschi und Kruse waren fasziniert davon, dass es so etwas mitten in der Stadt gibt.
Auf dem Rückweg vom Tempelhofer Feld nach Hause schauten sich Kruse und Bratschi noch die Sehitlik-Moschee an, einen schmucken Bau mit zwei schlanken Minaretten. Allerdings nur von aussen, denn Bratschi war nicht sicher, ob sie als Frau die Moschee überhaupt betreten darf, und wollte keinen bösen Zwischenfall provozieren.
Am Abend gab es dann noch ein leckeres Abendessen im Esszimmer, einem Restaurant, das ganz in der Nähe von Bratschis Wohnung liegt und „raffinierte deutsche Küche“ (Zitat) anbietet. Bratschi wollte dieses Restaurant schon lange ausprobieren. Es hat sich gelohnt, das Essen hat sehr gut geschmeckt!
Heute wollten Kruse und Bratschi eigentlich ins DDR-Museum gehen. Dort war es aber so voll, dass sich die beiden spontan umentschieden haben und in den Plänterwald gefahren sind. Das ist ein Waldstück an der Spree, und dort liegt auch der Spreepark, ein ehemaliger Vergnügungspark, der seit 2001 geschlossen ist. Heute sind die ganzen Installationen überwuchert, und vor wenigen Tagen hat ein (absichtlich gelegtes) Feuer ausserdem viel zerstört, wie im Fernsehen berichtet wurde. Was aber immer noch funktioniert, ist das Riesenrad: Es hat sich nämlich gedreht, wie Kruse und Bratschi erstaunt feststellten, als sie durch den Zaun in den Park hineinspähten. Es sah ziemlich gespenstisch aus!
Nach der Erkundungstour durch den Plänterwald machten Kruse und Bratschi Mittagsrast in der Gartenwirtschaft auf der „Insel der Jugend“ und schauten den grossen Ausflugsschiffen und den dazwischen herumflitzenden Pedalos und Kanus auf der Spree zu. Danach fuhren sie nach Hause, um das Programm für die Woche zusammenzustellen. Bratschis Notebook funktioniert jetzt nämlich wieder, und diese wiedergewonnene Verbindung zur Welt muss unbedingt genutzt werden!
Galeeren und Schmetterlinge
Die letzten beiden Tage kamen bei Bratschi nostalgische Gefühle auf. Sie sass nämlich vorübergehend wieder in dem Büro, das sie während der ersten drei Monate ihres Berlin-Aufenthalts belegt hatte. Das kam daher, dass zurzeit alle Doppelbüros auch tatsächlich doppelt belegt sind, weil gerade niemand in den Ferien oder sonst abwesend ist. Wenn dann zwei Personen aus zwei verschiedenen Büros eine Besprechung abhalten wollen, muss man sich so auf die Büros verteilen, dass möglichst niemand durch die Besprechung gestört wird. So kam es, dass Bratschi für ein paar Stunden wieder in ihr altes Büro zu G. zog.
Das neue Büro, in dem Bratschi seit Anfang Juli arbeitet und das sie mit S. teilt, ist aber auch ganz nett. Es ist ein richtiges Ausnahmebüro: Man kann dort sogar das Fenster öffnen! Ausserdem steht neben Bratschis Schreibtisch eine Kaffeemaschine. Das ist ganz praktisch, denn so kann sich Bratschi im Fall von akutem Koffeinmangel rasch versorgen. Ausserdem kommt so im Lauf des Tages immer mal wieder jemand vorbei, um sich einen Kaffee zu holen, was die ideale Gelegenheit für ein kleines Schwätzchen ist.
Noch mehr Nostalgie (oder war es gar Heimweh?) kam gestern Abend beim Rudern auf: Da war nämlich das erste Mal eine junge Frau dabei, die in der Schweiz rudern gelernt hatte, und sie übernahm auch gleich das Steuer. So ertönten dann plötzlich Befehle, die Bratschis Ohr wohlvertraut waren. Anstelle des deutschen „Ruder halt“ etwa erklang ein schweizerisches „schwebt“ – und die schwere Galeere verwandelte sich in einen leichten Schmetterling. (Will da noch jemand behaupten, die Wörter unserer Sprache prägten nicht unsere Sicht auf die Welt?)
Gestern ist übrigens Bratschis Notebook zurückgekommen. Sie hat allerdings noch nicht ausprobiert, ob es jetzt wieder funktioniert – die Festplatte ist ja noch ausgebaut. Den Einbau überlässt Bratschi lieber Kruse. Der sollte morgen in Berlin eintreffen. Er kommt zum Glück nicht mit dem Auto, sondern mit dem Flieger..
Glotze
Gestern Abend kam im Fernsehen eine (alte) Folge von Bratschis Lieblings-Tatort: dem aus Münster. Das passte perfekt, war Bratschi doch am Tag zuvor noch in Telgte bei Münster gewesen. Bratschi mag am Münsteraner Tatort alles: die nie langweiligen Geschichten, die Schauplätze und natürlich vor allem die Figuren. Neben Kommissar Thiel, Gerichtsmediziner Boerne und „Alberich“ hat es Bratschi vor allem die bärbeissige Staatsanwältin angetan, die den Herren der Schöpfung immer genussvoll auf die Füsse tritt.
Nach dem Tatort führte sich Bratschi dann noch zwei Folgen von „Die Nanny“ zu Gemüte. Was man nicht alles tut, wenn das Notebook kaputt ist und man zu müde ist, etwas Schlaues in Angriff zu nehmen!
A propos Notebook: Das Reparatur-Center meldet, Bratschis „Maschine“ sei repariert und zur Rücksendung bereit. Bratschi wartet erwartungsfroh.
Treffen in Telgte
Am Wochenende war Bratschi in Telgte bei Freundin U. und ihrer Familie zu Besuch. Für Hin- und Rückfahrt im Zug hatte sie sich je einen Platz reserviert. Bei der Hinfahrt in Wagen 8, dort war allerdings keine Spur von einer Reservation zu sehen. Bratschi war nicht die einzige, die etwas orientierungslos im Wagen herumirrte. Da der Zug aber erstaunlicherweise halb leer war, fand Bratschi problemlos einen freien Platz. Später kam dann die Durchsage, dass Wagen 7 heute zwischen Wagen 9 und Wagen 8 zu finden sei. Als Bratschi ausstieg, hing auch tatsächlich eine 7 an der Wagentür. Sie hätte aber schwören können, dass beim Einsteigen dort noch eine 8 stand. Sehr mysteriös!
Die Fahrt selber ging schnell vorbei. Bratschi las, passend zum Anlass, die Erzählung „Das Treffen in Telgte“ von Günter Grass. Irgendwann stieg eine muntere alte Dame in den Zug, die dem Schaffner erzählte, sie komme gerade von Königsberg zurück, wo sie ihren 85. Geburtstag gefeiert habe. Ihr Koffer sei so schwer, weil sie viel Wodka eingepackt habe, und wo es denn hier im Zug ein Bier gebe. Ihr Zwiegespräch mit dem Schaffner löste im Wagen einige Heiterkeit aus.
In Telgte wurde Bratschi wie immer mit viel Herzlichkeit und grosser Gastreundschaft empfangen. Das Programm sah ungefähr wie folgt aus: mit den beiden Jungs im Garten herumrennen (der kleinere kann zum Glück noch nicht richtig rennen…), sich von oben bis unten mit Wasser vollspritzen lassen, Reitkamel spielen, Spielzeug-Bagger und Lego-Flugzeuge bestaunen, Eis essen gehen, zum Spielplatz fahren, ein Capt’n-Sharky-Buch vorlesen etc. etc. Es hat Spass gemacht! Bei alledem musste man sich nur immer sehr in Acht nehmen, was man sagte, weil es der Kleine gleich aufnahm, ganz oft wiederholte und als frisch erworbenen Wortschatz abspeicherte.
An den beiden Abenden, als die Jungs schliefen, sass Bratschi mit U. und ihren Eltern auf der Terrasse und genoss es, nach dem tagsüber herrschenden Trubel auch ein paar ruhige Worte mit den Erwachsenen zu wechseln. Am Sonntagmittag wurde noch gegrillt, am Nachmittag musste Bratschi leider schon wieder aufbrechen. Sie bekam noch ein Geleit bis zum Bahnhof, dann hiess es Abschied nehmen. Hoffentlich nur bis zum nächsten Sommer!
Bei der Rückfahrt hatte Bratschi eine Reservation für Wagen 6. Im einfahrenden Zug folgte auf Wagen 5 allerdings gleich Wagen 9. Bratschi liess sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen, sie hatte ja jetzt Erfahrung mit dem Zählsystem der Deutschen Bahn (es ähnelte irgendwie dem Zählsystem von U.s älterem Sohn, bei dem auf die 5 auch eine 9 folgen konnte), und so schnappte sich Bratschi einfach einen leeren Sitzplatz in Wagen 5.
Kruse war am Wochenende übrigens auch in Deutschland unterwegs. Auf der Rückfahrt blieb sein Auto liegen, zum Glück nur etwa eine halbe Stunde von zu Hause entfernt. Es ist schon erstaunlich, wie häufig Kruses Autos so etwas passiert: ein nicht mehr funktionierender Tacho, abgefallene Bremsen, eine brennende Kühlerhaube – die Liste liesse sich beliebig verlängern. Bratschi staunt – und fährt Zug.
Gummibärchen
Donnerstags geht Bratschi bekanntlich immer zu „Fit im Job“: 20 Minuten Übungen direkt im Ministerium, damit computerverspannte Rücken etwas lockerer und schokoladenrunde Bäuche etwas straffer werden. Gestern hat die nette junge Frau, die durch die Übungen führt, herausgefunden, dass Bratschi aus der Schweiz kommt. (Es hat so lange gedauert, weil Bratschi beim Sport normalerweise nicht redet. Ja, das gibts!) Daraufhin hat sie ganz besorgt gefragt, ob die Übungen für Bratschi denn nicht zu schnell seien. Arbeitskollegin G. bekam einen Lachanfall. Bratschi konnte die Trainerin beruhigen: Alles im grünen Bereich!
Heute fährt Bratschi gleich nach der Arbeit nach Telgte, Freundin U. und deren Familie besuchen. Sie macht das jeden Sommer, dieses Jahr dauert die Fahrt allerdings nur viereinhalb und nicht acht Stunden wie bei der Anreise aus der Schweiz. Bratschi wird versuchen, früh genug am Berliner Hauptbahnhof zu sein. Der Zug fährt nämlich ab Gleis 6, und dieses Gleis ist angeblich ziemlich versteckt und entsprechend schwer zu finden, wie Arbeitskolleginnen kürzlich berichtet haben. Bratschi glaubt das sofort. Am Wochenende ist sie mit Freundin I. auf der Suche nach der U-Bahn ebenfalls im Hauptbahnhof herumgeirrt. Sie hatte irgendwie den Eindruck, dass die Richtungsschilder so angebracht sind, dass man immerzu im Kreis herumgeht.
Als Mitbringsel hat Bratschi zwei Packungen Gummibärchen gekauft. Sie hat U. nämlich kürzlich eine Gummibärchenkarte geschickt, und U.s kleiner Sohn war davon so begeistert, dass er jetzt dauernd fragt, wann die Gummibärchenfrau endlich kommt. Und eine Gummibärchenfrau ohne echte Gummibärchen, das geht ja gar nicht!
Notebook auf Reisen
Von Montag bis Donnerstag hielt sich Freundin B. aus Köln arbeitsbedingt in Berlin auf. Am Dienstag traf sich Bratschi mit ihr und ihrer Freundin S. zum Abendessen. Treffpunkt sollte eigentlich der „Schleusenkrug“, ein Bier- im Tiergarten, sein. Als dann aber die Sonne verschwand und dicke Regenwolken aufzogen, trafen sich die drei stattdessen am Savignyplatz. Dort gab es erst einen Cocktail, dann liess man sich bei „Mr. Hai“ nieder, einem Restaurant mit „vietnamesischer Kreativküche“ (Eigenwerbung). Das Essen war sehr lecker, Bratschi fand vor allem ihre Vorspeise, einen chilischarfen Mangosalat, ausgesprochen gut. Beim Hauptgang zog dann hauptsächlich B.s Gericht die Blicke auf sich: ein Fischgericht, bei dem der Fisch (inklusive Kopf) höchst dekorativ auf dem Teller angerichtet war.
Nach dem Essen und einem Schlummertrunk, den es bei S. zu Hause gab, machte sich Bratschi auf den Heimweg: die erste Gelegenheit, um die neu installierte Velobeleuchtung zu testen. Fazit: Sie funktioniert gut. Nur das Vorderlicht ist ein wenig instabil. Jedes Mal, wenn es holpert, neigt sich der Lichtkegel etwas mehr dem Boden zu, bis er irgendwann nicht mehr die Strasse, sondern nur noch das Vorderrad beleuchtet. Das ist aber nicht so schlimm, man kann das Licht ja wieder aufrichten.
Gestern dann stand wieder mal Bratschis Lieblings-Hausmeister in ihrem Büro. Sie hatte ihn schon vermisst. Er wiederum hatte sie gesucht am 1. August, weil er ihr zum Nationalfeiertag gratulieren wollte, und hat dies nun nachgeholt.
Heute Morgen hat Bratschi ihr Notebook verpackt. Erst wurde es in ein Küchentuch eingewickelt, dann in eine mit Werbeprospekten ausgepolsterte, eigens bei der Post gekaufte Kartonschachtel gelegt. Danach hat sich Bratschi auf die Suche nach der Paketannahmestelle gemacht. Die richtige Strasse hat sie schnell gefunden, nur die richtige Hausnummer nicht. Die Strassen in Berlin sind nicht so nummeriert, wie Bratschi sich das aus der Schweiz gewohnt ist: auf der einen Seite die geraden Nummern, auf der anderen Seite die ungeraden, und das alles schön auf- bzw. absteigend, je nachdem, von welcher Seite man kommt. Hier in Berlin scheint jede Strasse ihr eigenes Nummerierungssystem zu haben. Häufig ist es so, dass die Nummern auf der einen Strassenseite steigen, während sie auf der anderen Seite sinken, was Bratschi immer wieder völlig verwirrt. So ist sie natürlich auch heute zuerst die falsche Strassenhälfte abgefahren. Schliesslich hat sie das richtige Gebäude aber doch gefunden und gab dort ihr Paket ab. Jetzt ist sie gespannt, was passieren wird.
Entsprechend spät war Bratschi dann auch im Ministerium. Und da hat sie der diensthabende Polizist, nachdem er ihr die erste Tür der Veloschleuse aufgemacht hatte, doch glatt vergessen, und Bratschi steckte zwischen zwei geschlossenen Türen fest. Na sowas! Warum müssen solche Dinge eigentlich immer Bratschi passieren?
Telefon-Erfahrungen
Bekanntlich ist Bratschis Notebook kaputt. Was macht man in so einem Fall? Man will es reparieren lassen, vor allem, wenn noch Garantie drauf ist.
Bratschi hat sich also von Kruse die Telefonnummer der Technik-Hotline geben lassen, die auf der Rechnung stand. Bratschi hat dort angerufen. Leider war es eine alte Nummer, wie eine nette Frauenstimme mitteilte. Am Ende der Ansage wurde Bratschi nicht etwa weiterverbunden, sondern aus der Leitung geworfen.
Neuer Versuch mit der neuen Nummer. Bratschi kämpfte sich tapfer durch das Labyrinth der Wahlmöglichkeiten („Wenn Sie dieses Gerät haben, drücken Sie die 1, wenn Sie hingegen dieses andere Gerät haben, drücken Sie die 2“ etc.). Am Ende, als endlich alle Fragen beantwortet waren, kam: nein, nicht die Hotline, sondern eine Ansage, dass die Hotline nur von 8.00 bis 18.00 Uhr bedient wird. Na wunderbar, hätte man das nicht gleich am Anfang erfahren können? Bratschi war genervt.
Dritter Versuch am nächsten Morgen. Jetzt klappt es, Bratschi schafft es tatsächlich, eine echte Person an den Hörer zu bekommen, die dann auch die gewünschte Auskunft gibt. Bratschi kann das Notebook kostenlos einschicken, dann wird es repariert. Bratschi bekommt noch den Tipp, sie soll doch vorher die Festplatte entfernen, weil da ungesicherte Daten drauf sind. Die Festplatte entfernen? Bratschi schaut etwas ratlos. Zum Glück ist der Freund von Arbeitskollegin S. Informatiker und bietet seine Hilfe an. Bratschi ist erleichtert. Nach ihren jüngsten Erfahrungen mit Velolichtern etc. hätte sie gewisse Bedenken gehabt, ihr Notebook selber aufzuschrauben.
Jetzt muss das Notebook also nur noch eingeschickt werden. Fortsetzung folgt.
Kultur im Multipack
Bratschi hat ein intensives Wochenende hinter sich. Am Donnerstag hat sie Freundin I. vom Flughafen abgeholt. Abends ging es dann gleich in den Naturpark Schöneberger Südgelände ins Freilichttheater: Die Shakespeare Company spielte Macbeth, und zwar unter freiem Himmel. Das „moderne Volkstheater“ (Eigenwerbung der Shakespeare Company) war für Bratschi aber etwas zu modern: Sie hatte Mühe, dem Stück zu folgen, da jeder Schauspieler ganz viele verschiedene Personen darstellte und dazu immer das gleiche Kostüm trug. Glücklicherweise gab es vor der Vorstellung eine kurze Einführung in das Stück, sonst hätte Bratschi überhaupt nichts begriffen.
Am Freitag ging es dann erst in Berlins Untergrund: Auf einer geführten Tour liessen sich Bratschi und I. erklären, wie zu Zeiten der Berliner Mauer die Menschen versucht haben, unterirdisch von Ost nach West zu flüchten: durch die U-Bahn- und S-Bahn-Tunnels, durch die Kanalisation, sogar durch selbst gegrabene Tunnels. Es gab über 70 solche Tunnels, von denen viele allerdings nur angefangen und nicht zu Ende gegraben wurden. Es ist schon beeindruckend, wenn man bedenkt, dass die Menschen teilweise monatelang gegraben haben, um unter der Mauer hindurch zu kommen.
Am Abend dann mutig ein zweiter Shakespeare-Versuch: dieses Mal eine Komödie, nämlich der Sommernachtstraum, und zwar im „Hexenkessel-Hoftheater“, einem Amphitheater an der Museumsinsel. Diese Inszenierung war sehr volksnah; sie hat Bratschi gefallen. Gelungen fand Bratschi auch die Idee, dass dem Publikum Fächer zur Verfügung gestellt wurden. Das Amphitheater war zum Schutz gegen Regen nämlich teilweise überdacht, was bewirkte, dass es vor allem in den oberen Rängen sehr warm wurde – ganz im Gegensatz zum Vorabend, als I. trotz zweier übereinandergezogener Jacken am Ende des Stücks ziemlich verfroren aussah.
Am Samstag wollten I. und Bratschi an einer Führung durch die Flakturmruine im Volkspark Humboldthain teilnehmen. Schon bei I.s letztem Besuch in Berlin stand das auf dem Programm, damals war die Tour aber schon ausgebucht. Daher standen I. und Bratschi an diesem Samstag schon gegen 9.00 Uhr vor dem Schalter und wollten Karten für die Führung um 10.00 Uhr kaufen; dieses Mal sollte nichts schiefgehen! Eine „Schuhkontrolle“ ergab dann aber, dass I.s Schuhe nicht den Anforderungen entsprachen („geschlossenes Schuhwerk“). I. überlegte kurz und teilte der Dame am Schalter dann mit, sie würde halt noch rasch passende Schuhe kaufen. So wurde die Tour für 12.00 Uhr gebucht, Bratschi und I. fuhren zu Karstadt, I. kaufte ein Paar Schuhe, und pünktlich um 12.00 Uhr standen beide vor dem Flakturm und wurden auch tatsächlich eingelassen.
Am Abend stand das Musical „Hinterm Horizont“ mit Udo-Lindenberg-Songs auf dem Programm. Bratschi und I. sassen ganz hinten im Saal, weil sie die billigsten Plätze gebucht hatten; selbst diese kosteten über 70 Euro, was beide ganz unglaublich teuer fanden. Immerhin war die Sicht auf die Bühne auch von der zweitletzten Reihe aus sehr gut, wahrscheinlich sogar besser als weiter vorn, weil die Vorreihe unbesetzt war. Bratschi hatte viel Spass, ihr gefiel das Musical sehr. I. fand es „grottenschlecht“ (Zitat) und nutzte die Zeit im dunklen Saal für ein kleines Nickerchen. Nach dem Musical gab es als Ausklang des Abends noch einen Cocktail beim Inder.
Am Sonntag schliesslich fuhren I. und Bratschi ins Freibad Plötzensee, mieteten einen Strandkorb (Bratschis allererster Strandkorb!), setzten sich hinein und liessen die Seele baumeln. Danach hiess es leider wieder Abschied nehmen: I. flog zurück in die Schweiz. Bratschi war geschafft, schaute sich noch den Tatort an und ging danach schlafen.
Vereinzelungsanlagen und Bannmeilen
Gestern Morgen ist Bratschi im Ministerium wieder mal in der „Vereinzelungsanlage“ stecken geblieben und hat einen Stau verursacht. Wenn man die Anlage nicht richtig bedient, kann man zwar ein Stück reingehen, wird dann aber automatisch wieder rausgedreht, bevor man es ganz in den Innenbereich geschafft hat. Bratschi weiss nicht, warum ihr das immer wieder passiert. Irgendwie hat sie die Anlage nicht im Griff. Zum Glück kommt sie meistens mit dem Fahrrad, da stellt sich dieses Problem nicht, weil man dann einen anderen Eingang nimmt. (Dort kann es höchstens passieren, dass man die schmale Türöffnung nicht richtig trifft, aber das ist ein anderes Problem.)
Am Nachmittag fand vor dem Ministerium eine Ein-Mann-Demo statt: Ein einzelner Mann stellte sich vor den Eingang (kaum 10 Meter von Bratschi entfernt!), stellte ein Plakat auf, packte ein Megaphon aus und hielt eine Rede. Die Polizisten, die sonst bei jedem falsch parkierten Auto einschreiten, hielten sich im Hintergrund. Bratschi und ihre Kolleginnen fanden aber nicht heraus, worum es dem Mann eigentlich ging. Weder seine Rede noch sein Plakat noch eine auf dem Plakat angegebene Internetseite halfen weiter. Eigentlich schade, denn wenn sich jemand schon so exponiert und sich rufend vor ein Ministerium stellt, sollte auch der Anlass dafür deutlich werden. Bratschi & Co. haben noch darüber diskutiert, ob es überhaupt erlaubt ist, vor einem Ministerium zu demonstrieren. Ein erster Blick ins Internet ergab, dass es in Berlin eine „Bannmeile“ um die Gesetzgebungsorgane (Bundestag, Bundesrat) und ums Bundesverfassungsgericht herum gibt, für die es sogar ein eigenes Gesetz gibt („Gesetz über befriedete Bezirke für Verfassungsorgane des Bundes“). Für die Ministerien scheint es eine solche geschützte Zone hingegen nicht zu geben. Das ist gut, so wird es hier jedenfalls nicht langweilig!
Morgen ist der 1. August. Da in der Schweiz dieser Tag ein Feiertag ist, hat ihn sich Bratschi auch freigenommen – sie kann hier doch nicht arbeiten, wenn alle ihre Berner Kollegen auf der faulen Haut liegen!