Brasilien im Bauch
Hier im Ministerium gibt es etwas ganz Wunderbares, etwas, was es an Bratschis Arbeitsort in Bern nicht gibt: eine Kantine! Das ist eine höchst praktische Einrichtung: Man kann warm essen, ohne dass man kochen muss und ohne dass man, wie im Restaurant, viel Geld liegen lässt und viel Zeit braucht.
In der Kantine des Ministeriums gibt es jeden Mittag vier Gerichte zur Auswahl. Die Preise sind (besonders aus Schweizer Sicht) sensationell: Das billigste Gericht liegt im Bereich von 2.45 bis 2.75 Euro, der Preis der beiden mittleren berägt zwischen 3 und 4 Euro, das teuerste kostet knapp 6 Euro. Jeden Tag gibt es mindestens ein Vegi-Gericht, mittwochs immer etwas Süsses (z.B. Vanillemilchreis), donnerstags immer „Myam Myam“ (Spezialitäten aus dem Wok), freitags immer ein Fischgericht. Bratschi hat bis jetzt jedenfalls immer etwas gefunden, worauf sie Lust hatte.
Neben den vier Gerichten, die pro Tag auf dem Menüplan stehen, gibt es noch weitere Angebote. Zum Beispiel immer am Mittwoch Currywurst mit Pommes. Und zwar nicht irgendeine Currywurst, sondern eine echte VW-Currywurst, die im Volkswagenwerk in Wolfsburg hergestellt wird (übrigens in grösseren Stückzahlen als die dort fabrizierten Autos) und die Aufschrift „Originalteil Volkswagen“ trägt. (Und die auch ausgezeichnet schmeckt, wie Bratschi findet.)
Und dann gibt es immer wieder Sonderaktionen. Als der Eurovision Song Contest stattfand, gab es die „Eurovision Food Contest“-Woche mit Gerichten aus verschiedenen europäischen Ländern. (Die Schweiz war nicht vertreten, das war ja ziemlich realitätsgetreu.) Es folgte eine Spargelwoche mit Gerichten wie „Beelitzer Stangenspargel mit Sauce Hollandaise“, „Omelette mit Spargelfüllung“ oder „bunter Spargel-Eintopf“. Und im Moment, wie könnte es anders sein, wird unter dem Motto „Viva Brasil!“ gekocht. Ein leicht deutsch gefärbtes Brasilien, aber immerhin: Es gibt diese Woche unter anderem „ein Lieblingsgericht von Leonardo Bittencourt“ (brasilianischer Hackbraten), ein Lieblingsgericht von Luiz Gustavo („Tutu de Feijao“: Püree aus schwarzen Bohnen und Reis mit Spiegelei und Steak), ein Lieblingsgericht von Felipe Santana („Kibe“: Hackfleischröllchen, dazu Minze-Limonen-Joghurtdip und Reis). So lernt man beim Essen gleich noch diverse Fussballer kennen.
Für Bratschis leibliches Wohl ist also gesorgt. (Auch um Kruse, zurück in der Schweiz, muss man sich keine Sorgen machen: Am Wochenende ist er schon wieder zum Essen eingeladen. Wie schafft er das bloss?)