Treffen in Telgte
Am Wochenende war Bratschi in Telgte bei Freundin U. und ihrer Familie zu Besuch. Für Hin- und Rückfahrt im Zug hatte sie sich je einen Platz reserviert. Bei der Hinfahrt in Wagen 8, dort war allerdings keine Spur von einer Reservation zu sehen. Bratschi war nicht die einzige, die etwas orientierungslos im Wagen herumirrte. Da der Zug aber erstaunlicherweise halb leer war, fand Bratschi problemlos einen freien Platz. Später kam dann die Durchsage, dass Wagen 7 heute zwischen Wagen 9 und Wagen 8 zu finden sei. Als Bratschi ausstieg, hing auch tatsächlich eine 7 an der Wagentür. Sie hätte aber schwören können, dass beim Einsteigen dort noch eine 8 stand. Sehr mysteriös!
Die Fahrt selber ging schnell vorbei. Bratschi las, passend zum Anlass, die Erzählung „Das Treffen in Telgte“ von Günter Grass. Irgendwann stieg eine muntere alte Dame in den Zug, die dem Schaffner erzählte, sie komme gerade von Königsberg zurück, wo sie ihren 85. Geburtstag gefeiert habe. Ihr Koffer sei so schwer, weil sie viel Wodka eingepackt habe, und wo es denn hier im Zug ein Bier gebe. Ihr Zwiegespräch mit dem Schaffner löste im Wagen einige Heiterkeit aus.
In Telgte wurde Bratschi wie immer mit viel Herzlichkeit und grosser Gastreundschaft empfangen. Das Programm sah ungefähr wie folgt aus: mit den beiden Jungs im Garten herumrennen (der kleinere kann zum Glück noch nicht richtig rennen…), sich von oben bis unten mit Wasser vollspritzen lassen, Reitkamel spielen, Spielzeug-Bagger und Lego-Flugzeuge bestaunen, Eis essen gehen, zum Spielplatz fahren, ein Capt’n-Sharky-Buch vorlesen etc. etc. Es hat Spass gemacht! Bei alledem musste man sich nur immer sehr in Acht nehmen, was man sagte, weil es der Kleine gleich aufnahm, ganz oft wiederholte und als frisch erworbenen Wortschatz abspeicherte.
An den beiden Abenden, als die Jungs schliefen, sass Bratschi mit U. und ihren Eltern auf der Terrasse und genoss es, nach dem tagsüber herrschenden Trubel auch ein paar ruhige Worte mit den Erwachsenen zu wechseln. Am Sonntagmittag wurde noch gegrillt, am Nachmittag musste Bratschi leider schon wieder aufbrechen. Sie bekam noch ein Geleit bis zum Bahnhof, dann hiess es Abschied nehmen. Hoffentlich nur bis zum nächsten Sommer!
Bei der Rückfahrt hatte Bratschi eine Reservation für Wagen 6. Im einfahrenden Zug folgte auf Wagen 5 allerdings gleich Wagen 9. Bratschi liess sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen, sie hatte ja jetzt Erfahrung mit dem Zählsystem der Deutschen Bahn (es ähnelte irgendwie dem Zählsystem von U.s älterem Sohn, bei dem auf die 5 auch eine 9 folgen konnte), und so schnappte sich Bratschi einfach einen leeren Sitzplatz in Wagen 5.
Kruse war am Wochenende übrigens auch in Deutschland unterwegs. Auf der Rückfahrt blieb sein Auto liegen, zum Glück nur etwa eine halbe Stunde von zu Hause entfernt. Es ist schon erstaunlich, wie häufig Kruses Autos so etwas passiert: ein nicht mehr funktionierender Tacho, abgefallene Bremsen, eine brennende Kühlerhaube – die Liste liesse sich beliebig verlängern. Bratschi staunt – und fährt Zug.