Kultur im Multipack
Bratschi hat ein intensives Wochenende hinter sich. Am Donnerstag hat sie Freundin I. vom Flughafen abgeholt. Abends ging es dann gleich in den Naturpark Schöneberger Südgelände ins Freilichttheater: Die Shakespeare Company spielte Macbeth, und zwar unter freiem Himmel. Das „moderne Volkstheater“ (Eigenwerbung der Shakespeare Company) war für Bratschi aber etwas zu modern: Sie hatte Mühe, dem Stück zu folgen, da jeder Schauspieler ganz viele verschiedene Personen darstellte und dazu immer das gleiche Kostüm trug. Glücklicherweise gab es vor der Vorstellung eine kurze Einführung in das Stück, sonst hätte Bratschi überhaupt nichts begriffen.
Am Freitag ging es dann erst in Berlins Untergrund: Auf einer geführten Tour liessen sich Bratschi und I. erklären, wie zu Zeiten der Berliner Mauer die Menschen versucht haben, unterirdisch von Ost nach West zu flüchten: durch die U-Bahn- und S-Bahn-Tunnels, durch die Kanalisation, sogar durch selbst gegrabene Tunnels. Es gab über 70 solche Tunnels, von denen viele allerdings nur angefangen und nicht zu Ende gegraben wurden. Es ist schon beeindruckend, wenn man bedenkt, dass die Menschen teilweise monatelang gegraben haben, um unter der Mauer hindurch zu kommen.
Am Abend dann mutig ein zweiter Shakespeare-Versuch: dieses Mal eine Komödie, nämlich der Sommernachtstraum, und zwar im „Hexenkessel-Hoftheater“, einem Amphitheater an der Museumsinsel. Diese Inszenierung war sehr volksnah; sie hat Bratschi gefallen. Gelungen fand Bratschi auch die Idee, dass dem Publikum Fächer zur Verfügung gestellt wurden. Das Amphitheater war zum Schutz gegen Regen nämlich teilweise überdacht, was bewirkte, dass es vor allem in den oberen Rängen sehr warm wurde – ganz im Gegensatz zum Vorabend, als I. trotz zweier übereinandergezogener Jacken am Ende des Stücks ziemlich verfroren aussah.
Am Samstag wollten I. und Bratschi an einer Führung durch die Flakturmruine im Volkspark Humboldthain teilnehmen. Schon bei I.s letztem Besuch in Berlin stand das auf dem Programm, damals war die Tour aber schon ausgebucht. Daher standen I. und Bratschi an diesem Samstag schon gegen 9.00 Uhr vor dem Schalter und wollten Karten für die Führung um 10.00 Uhr kaufen; dieses Mal sollte nichts schiefgehen! Eine „Schuhkontrolle“ ergab dann aber, dass I.s Schuhe nicht den Anforderungen entsprachen („geschlossenes Schuhwerk“). I. überlegte kurz und teilte der Dame am Schalter dann mit, sie würde halt noch rasch passende Schuhe kaufen. So wurde die Tour für 12.00 Uhr gebucht, Bratschi und I. fuhren zu Karstadt, I. kaufte ein Paar Schuhe, und pünktlich um 12.00 Uhr standen beide vor dem Flakturm und wurden auch tatsächlich eingelassen.
Am Abend stand das Musical „Hinterm Horizont“ mit Udo-Lindenberg-Songs auf dem Programm. Bratschi und I. sassen ganz hinten im Saal, weil sie die billigsten Plätze gebucht hatten; selbst diese kosteten über 70 Euro, was beide ganz unglaublich teuer fanden. Immerhin war die Sicht auf die Bühne auch von der zweitletzten Reihe aus sehr gut, wahrscheinlich sogar besser als weiter vorn, weil die Vorreihe unbesetzt war. Bratschi hatte viel Spass, ihr gefiel das Musical sehr. I. fand es „grottenschlecht“ (Zitat) und nutzte die Zeit im dunklen Saal für ein kleines Nickerchen. Nach dem Musical gab es als Ausklang des Abends noch einen Cocktail beim Inder.
Am Sonntag schliesslich fuhren I. und Bratschi ins Freibad Plötzensee, mieteten einen Strandkorb (Bratschis allererster Strandkorb!), setzten sich hinein und liessen die Seele baumeln. Danach hiess es leider wieder Abschied nehmen: I. flog zurück in die Schweiz. Bratschi war geschafft, schaute sich noch den Tatort an und ging danach schlafen.