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Vielfältiges Berlin

4. Mai 2014

Die letzten drei Tage waren Kruse und Bratschi viel unterwegs. Am Freitag haben sie das ehemalige Stasigefängnis Hohenschönhausen besucht. Dort führen sogenannte „Zeitzeugen“, sprich: ehemalige Insassen, durch die Gebäude und erzählen, wie es zu Stasizeiten in der Haftanstalt zuging. Der Führer von Kruse und Bratschi beispielsweise sass 6 Monate lang in Untersuchungshaft, weil er Flugblätter an Schaufenster geklebt hatte. Dann wurde er zu eineinhalb Jahren Straflager verurteilt und schliesslich zusammen mit seiner Familie von der BRD freigekauft. Der Freikauf von politischen Häftlingen brachte der DDR dringend benötigte Devisen – sie entwickelte diese Art der Devisenbeschaffung zu einem richtigen Geschäft.

Abends waren Kruse und Bratschi dann an einem Punkkonzert in Kreuzberg. Die Vorgruppe war eine junge Zürcher Band bestehend aus Punks, die auch sehr nach Punks aussahen. Die Hauptband bestand dann aus netten älteren Herren, die aussahen wie normale Familienväter: Der eine hatte ein kleines Bäuchlein, der zweite trug ein weisses Hemd etc. Nur die Musik, die klang leider sehr punkig. Kruse fand das Konzert gut. Bratschi konnte mit der Musik nichts anfangen und hat dafür interessiert das Publikum beäugt. Wer nicht schwarz angezogen, mit Nieten bestückt oder tätowiert war, fiel schon ziemlich auf. Als Kruse und Bratschi nach dem Konzert nach Hause fuhren, war die U-Bahn immer noch gestossen voll und fuhr im 15-Minuten-Takt – und das mitten in der Nacht! Bratschi war beeindruckt.

Am Samstag sind Kruse und Bratschi dann kreuz und quer durch Berlin gefahren. Erst waren sie auf Bratschis Wunsch in Rixdorf, laut Reiseführer ein „kleines Dorf mitten in Neukölln“, einst von Böhmen gegründet. Bratschi hat allerdings nichts gesehen, was auch nur annähernd dorfähnlich aussah. Kruse war amüsiert und spottete den ganzen Tag lang, wer böhmische Dörfer besuchen wolle, habe irgendetwas nicht begriffen. Danach gings in den Treptower Park, wo ein überdimensioniertes sowjetisches Ehrenmal steht. Ein riesiger Bronzesoldat hält in der einen Hand ein Schwert, in der anderen ein Kind, an Reliefwänden prangen Stalin-Zitate. Na ja, über Geschmack kann man bekanntlich nicht streiten. Vom Park gings weiter Richtung Friedrichshain, wo es einen schönen Markt, nette kleine Restaurants und Cafés und auch noch ein besetztes Haus zu bestaunen gab. Und schliesslich landeten Kruse und Bratschi in Wedding, einem Arbeiterquartier, das in der Nähe von Bratschis Wohnort liegt.

Am Abend gab’s dann französische Küche – in einem französischen Restaurant, das nach einem Marschall Napoleons benannt ist von einem Nachfahren dieses Marschalls geführt wird. Dieser Nachfahre hat Kruse und Bratschi zum Essen dann noch seine Familiengeschichte bzw. die Geschichte des Marschalls erzählt – höchst spannend! Sogar zum Stuck an der Wand gab’s die passende Story.

Heute schliesslich sind Kruse und Bratschi nach Köpenick gefahren. Das ist eigentlich ein Stadtteil von Berlin, hier sieht es stellenweise aber tatsächlich aus wie in einem Dorf oder auf dem Land! Alt-Köpenick ist praktisch auf allen Seiten von Wasser umgeben, das hat vor allem Bratschi sehr gut gefallen. Kruse und Bratschi waren dann noch am Müggelsee. Bei sonnigem und warmem Wetter muss das ein wunderbarer Ort sein, es war heute leider nur etwas kalt, sodass irgendwann nicht nur Kruse (der ohne Jacke nach Berlin gekommen ist…), sondern auch Bratschi (mit Jacke!) gefroren hat. Gegen Abend sind die beiden daher zurück nach Hause gefahren.

Die Erkenntnis aus diesen drei Tagen: Es gibt nicht ein Berlin, es gibt unzählig viele Berlin! Jedes Quartier hat seinen eigenen Charakter, seine schönen Plätzchen, seine weniger attraktiven Orte. Berlin bietet eine riesige Vielfalt, und genau das ist es, was Bratschi hier so gefällt.

 

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